Liturgie & Bräuche
Hier finden Sie Erklärungen über die verschiedene Gottesdienstformen, zu den Festen im Kirchenjahr und eine Erläuterung der Liturgie.
Erläuterungen zum Ablauf der Liturgie
Das Glockenläuten
Glocken dienen seit alters her dazu, Zeichen zu geben und Menschen herbeizurufen. In erster Linie sind sie dazu da, auf einen Gottesdienst oder eine Gebetszeit hinzuweisen und die Gläubigen zusammenzurufen, und zwar nicht nur zur Heiligen Messe, sondern zu allen Gottesdiensten: Taufen, Trauungen, Beerdigungen, Kreuzwegandachten, Maiandachten, Rosenkranzandachten, Bußgottesdienste, Prozessionen, Bittgänge, Wallfahrten, Wort-Gottes-Feiern usw., aber auch zur hl. Wandlung.
Die Kniebeuge
Die Kniebeuge ist Zeichen einer demütigen Haltung vor Gott. Wir drücken damit unser Kleinsein vor Gott aus und erkennen Jesus Christus als unseren Herrn an. Als Geste beim Betreten einer Kirche bzw. beim Vorübergehen am Tabernakel kann die Kniebeuge ein geeignetes Zeichen sein, unseren Glauben sichtbar zu bezeugen und eine Kirche nicht nur als Tourist zu besichtigen.
Der Einzug
Der Einzug des liturgischen Dienstes sagt bereits etwas über den Charakter des Gottesdienstes aus. An Werktagen und gewöhnlichen Sonntagen erfolgt er schlicht von der Sakristei aus direkt in den Altarraum. An Hochfesten und zu besonderen Anlässen führt er in feierlicher Prozession durch die Mitte des versammelten Gottesvolkes, aus dem die Amts- und Dienstträger genommen sind und für das sie ihren Dienst tun, zum Altar. Stellvertretend für die ganze Gemeinde ehrt der Zelebrant den Altar als Zeichen für Christus, den ewigen Hohenpriester, durch einen Kuss als Geste, der heute noch in südlichen Ländern vertrauten Form der Begrüßung unter guten Bekannten und Freunden.
Das Schuldbekenntnis
Das Schuldbekenntnis will vor allem eines: Versöhnung mit Gott und untereinander. Im Eröffnungsteil der Eucharistiefeier kann es nur ein kurzer Moment des Innehaltens sein, der uns unserer menschlichen Schwachheit bewusst werden lässt, der sie uns anschließend aussprechen, das heißt uns ihr stellen und um Verzeihung bitten lässt, und schließlich in der Bitte des Priesters die Vergebung Gottes für die so genannten „lässlichen Sünden“ zusagt.
Das Kyrie
Kyrie eleison (Herr, erbarme dich) ist keine Erfindung des Christentums. Schon vorher war es ein Huldigungsruf an eine Gottheit oder an einen Herrscher besonders bei einem festlichen Einzug in die Königstadt. Der Ruf nach Erbarmen war Ausdruck des Vertrauens, der Angerufene habe Macht zur Rettung und zum Heil. In der Eucharistiefeier lädt Christus uns zu seinem Mahl, und wir antworten seinem Ruf mit unserem Jubel, der an Fest- und Sonntagen (außerhalb Advents- und Fastenzeit) im feierlichen Gloria sogar noch eine Steigerung erfährt.
Das Tagesgebet
Das Tagesgebet formuliert in wenigen knappen Sätzen das Grundanliegen der jeweiligen Eucharistiefeier. Stellvertretend für die ganze Gemeinde spricht der Priester aus, was alle in ihrem Herzen beten – daher die Aufforderung oder besser Einladung: „Lasset uns beten.“ Die anschließende Gebetsstille dient der inneren Sammlung. Die große Schlussformel am Ende des Tagesgebetes beschließt nicht nur dieses Gebet, sondern den ganzen Eröffnungsteil der Heiligen Messe.
Die Lesung
Zu Beginn des Wortgottesdienstes wird die Lesung vorgetragen, die zumeist einem Apostelbrief oder der Apostelgeschichte (Osterzeit) oder einem der Bücher des Alten Testamentes entnommen ist. Eine alttestamentliche Lesung bezieht sich inhaltlich immer auf das Evangelium des jeweiligen Sonntags. Dahinter steht die urchristliche Auffassung, dass in den heiligen Schriften des Alten Bundes in verhüllter Weise von Jesus Christus als dem wahren Messias gesprochen wird.
Der Antwortpsalm
Nach der Lesung singen Vorsänger und Gemeinde wenn möglich den Antwortpsalm, der sich inhaltlich auf den zuvor gehörten Text bezieht und eine wesentlich breiter entfaltete Antwort darstellt als „Dank sei Gott.“ Die 150 Psalmen des Alten Testamentes sind ein vielfältiger und wunderschöner Gebetsschatz des Volkes Israel. Sie verweisen uns auf die Verwurzelung Jesu und seiner Jünger im Judentum und damit auch auf die jüdischen Wurzeln unseres christlichen Glaubens.
Das Evangelium
Höhepunkt des Wortgottesdienstes ist die Verkündigung des Evangeliums, auf die sich die Gemeinde mit dem feierlichen Jubelruf „Halleluja“ vorbereitet.
Der Einleitungsdialog „Der Herr sei mit euch“ unterstreicht, dass Jesus Christus in seinem Wort wahrhaft gegenwärtig ist, wo immer die Frohe Botschaft verkündet wird.
Das Glaubensbekenntnis
In den meisten katholischen Gemeinden weltweit wird an Sonntagen, Hochfesten und in anderen festlichen Gottesdiensten das Große Glaubensbekenntnis der Konzilien von Nizäa und Konstantinopel gesprochen (GL 356). Im deutschen Sprachraum dagegen ist das kürzere Apostolische Glaubensbekenntnis (GL 2,5) weitaus bekannter. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir deutschsprachigen Katholiken einen kleineren Glauben hätten als der Rest der Weltkirche. Schließlich ist es dem heiligen deutschen Kaiser Heinrich II. zu verdanken, dass es überhaupt in die Eucharistiefeier aufgenommen wurde. Der ursprüngliche Platz des Glaubensbekenntnisses ist bei katechetischen Feiern und bei der Taufe. Typisch deutsch ist übrigens auch der Brauch, den Glauben gelegentlich mit Hilfe eines Glaubensliedes auszudrücken.
Die Fürbitten
Fürbitten bezeichnet man auch als das Allgemeine Gebet, denn sie sind das Gebet der Gläubigen. Als getaufte und gefirmte Christen sind sie dazu privilegiert, die Anliegen der Kirche und der Welt vor das Angesicht Gottes zu tragen. Im Allgemeinen Gebet bitten wir aber nicht nur unseren Herrgott um seine Hilfe in den Nöten und Sorgen unserer Zeit, sondern übernehmen durch unsere Fürbitte auch selbst Verantwortung für den Zustand dieser Welt.
Die Gabenbereitung
In der frühen Kirche begleiteten Psalmengesänge die Gabenprozession von Brot und Wein zum Altar, und die Gläubigen brachten dem Priester auch Gaben für Arme und Bedürftige. Heute erinnert – abgesehen vom ersten Hochgebetstext – meist nur noch die Kollekte an diesen guten Brauch. Die Gabe für die Arbeit der Kirche und für die Bedürftigen weist darauf hin, die Liebe Jesu Christi zu den Notleidenden nachzuahmen. Mit der Gabenbereitung beginnt der eucharistische Teil, der also im engeren Sinn Eucharistiefeier genannt wird und seiner besonderen Bedeutung wegen der gesamten Heiligen Messe ihren Namen gab. Gewöhnlich spricht der Priester die Gabengebete leise, in der Werktagsmesse bisweilen jedoch im Wechsel mit der Gemeinde laut, die dann jeweils antwortet: „Gepriesen bist du in Ewigkeit, Herr, unser Gott.“ Diese Gabengebete sind übrigens der jüdischen Tischsegnung entlehnt.
Das Gabengebet
Die Bereitung von Altar und Gaben schließt mit dem Gabengebet, in dem Brot und Wein dem Herrn als Opfer dargebracht werden. Daher auch die früher gebräuchliche Bezeichnung „Opferung“. Heutzutage greift diesen Opfergedanken die leider nur gelegentlich verwendete Gebetseinladung auf, bei der der Priester spricht: „Betet, Brüder und Schwestern, dass mein und euer Opfer Gott, dem allmächtigen Vater, gefalle.“ Die Gemeinde antwortet daraufhin: „Der Herr nehme das Opfer an aus deinen Händen zum Lob und Ruhm seines Namens, zum Segen für uns und seine ganze heilige Kirche.“
Die Präfation
Am Beginn des Eucharistischen Hochgebets steht die Präfation, mit deren Einleitungsdialog sich Priester und Gemeinde gegenseitig auffordern, jetzt wirklich und ganz besonders innig ihre Herzen allein zu Gott, dem Herrn zu erheben und ihm für das großartige Werk der Erlösung zu danken. Das feierliche Lobgebet erläutert das jeweilige Festgeheimnis, die entsprechende Zeit im Kirchenjahr oder das Leben des Tagesheiligen und endet mit der Einladung, in den Gesang der himmlischen Chöre einzustimmen.
Das Sanctus
Im Lobpreis Gottes verbinden sich Himmel und Erde, Engel und Menschen. Nichts kann jetzt wichtiger sein, als Gottes Herrlichkeit zu loben und zu preisen.
Der dreimalige Heiligruf stammt aus der Berufungsvision des Propheten Jesaja (Jes 6,3). Hosanna heißt übersetzt: „Hilf doch“ und richtet sich an Jesus Christus, unseren Erlöser. Der Evangelist Matthäus zitiert den aramäischen Ruf des Volkes beim Einzug Jesu in Jerusalem (Mt 21,9). So lobt die ganze gottesdienstliche Gemeinde mit Worten der Heiligen Schrift die Herrlichkeit Gottes in all seinen Werken, ganz besonders aber in der Erlösung durch Jesus Christus.
Das Hochgebet
Es gibt verschiedene Hochgebetstexte, aus denen der Priester wählen kann; sie alle haben aber im Grunde die gleiche Struktur, nämlich die Herabrufung des Heiligen Geistes über die Gaben von Brot und Wein, symbolisch begleitet durch die ausgestreckten Hände des Priesters, und den Einsetzungsbericht, den Wortlaut Jesu beim Letzten Abendmahl, im Dorf begleitet vom so genannten Wandlungsläuten. Die Gläubigen knien während dieser „Epiklese“ und „Anamnese“, um auch äußerlich sichtbar zu machen und durch ihre Haltung zu bekennen, dass hier und jetzt das Kreuzesopfer Jesu Christi auf dem Altar wahrhaft gegenwärtig wird. Aus Brot und Wein wird der Leib und das Blut Christi. Das Äußere der Gaben ändert sich nicht, aber ihrem Wesen nach werden sie gewandelt. Dieses Glaubensgeheimnis nennt man „Transsubstantiation“. Auf das Bekenntnis der Gemeinde zum Geheimnis des Glaubens folgt der Lobpreis auf Gottes befreiendes Heilshandeln in der Geschichte, insbesondere natürlich die Erlösung. Das Eucharistische Hochgebet setzt sich fort im Gebet für den Papst, den Ortsbischof und alle Glieder der Kirche. Und weil die Katholische Kirche eine alle Zeit und jeden Raum umspannende Gemeinschaft ist, fehlt selbstverständlich auch niemals das Gedächtnis der Verstorbenen und aller Heiligen. Den Abschluss bildet die „Doxologie“, der Lobpreis des dreifaltigen Gottes, den das gläubige Volk mit donnerndem „Amen“ bekräftigt.
Das Vaterunser
Weil Jesus Christus selbst seine Jünger das Vaterunser gelehrt hat, nennen wir dieses ehrwürdigste Gebet der Christenheit auch das „Gebet des Herrn“. In der Heiligen Messe wird es unmittelbar vor dem Empfang der heiligen Kommunion zum gemeinsamen Tischgebet. Mit der Bitte um das „tägliche Brot“ bitten wir nicht nur um das Brot, das unseren Körper nährt, sondern ebenso auch um das eucharistische Brot, das unsere Seele nährt. An die letzte der sieben Grundbitten des Vaterunsers schließt sich in der Eucharistiefeier der so genannte „Embolismus“ an, ein Gebet aus der Zeit der Völkerwanderung um Bewahrung vor Sünde in all der Verwirrung. Bei der Liturgiereform im Zweiten Vatikanischen Konzil wurde schließlich noch ein allgemeiner Lobpreis angehängt, der in der Tradition der evangelisch-lutherischen Christen seit jeher dem Vaterunser beigefügt wurde.
Der Friedensgruß
Versöhnung als Voraussetzung für die rechte Feier des gemeinsamen Mahles gehört zu den ältesten Elementen der Heiligen Messe. In der Bergpredigt fordert Jesus ein, sich zuerst mit dem Bruder zu versöhnen, bevor man die Opfergabe zum Altar bringt (Mt 5,23f.) Der Frieden Christi gilt nicht nur den Freunden, sondern jedem. Alle sind in dem einen Glauben geeint, alle sind Schwestern und Brüder. Der aufrichtig und herzlich ausgetauschte Friedensgruß zeigt, dass Güte und Barmherzigkeit Gottes im Verhalten der Christen untereinander ihre Entsprechung finden.
Die Brotbrechung
Den ersten Christen war das Brotbrechen das Erkennungszeichen für den auferstandenen Herrn in ihrer Mitte (vgl. die Emmauserzählung Lk 24,30-35). Das Teilen des Brotes ist vor allem Zeichen der Hingabe Jesu an das Leben der Menschen. Mit der Einführung vorgebrochener Brote, der so genannten Hostien, ist die Symbolik der Brotbrechung zwar stark verkürzt, doch bricht der Priester nach wie vor die große Hostie stellvertretend für alle in mehrere Teile, denn gemäß 1 Kor 10,17 sind wir viele ein Leib, weil wir teilhaben an dem einen Brot. Während der Brotbrechung erklingt das Agnus Dei, das den Herrn als Lamm Gottes preist, das für uns am Kreuz geopfert wurde und uns den Frieden bringt, den die Welt nicht geben kann. Im anschließenden Kommuniongebet verweist der Priester mit den Worten Johannes’ des Täufers auf Jesus Christus (Joh 1,29), und mit den demütigen Worten des Hauptmanns von Kafarnaum (vgl. Mt 8,8) bereiten sich alle auf den Empfang des Leibes Christi vor.
Der Kommunionempfang
Der Priester empfängt als erster die heilige Kommunion, um deutlich zu machen, dass nicht er der Hausherr ist, sondern bevor er auszuteilen hat, ist er selbst erst einmal Empfangender. Der Gastgeber für alle ist Jesus Christus. Mit den Worten „Der Leib Christi“ reicht der Priester nun – am Sonntag gemeinsam mit den bischöflich bestellten Kommunionhelfern – den Gläubigen das eucharistische Brot. Mit ihrem „Amen“ bekennen die Empfangenden: „Genauso ist es. Ja, das ist wahrhaft der Leib Christi.“ Bei der Feier des Letzten Abendmahls am Gründonnerstag sind alle eingeladen, den Herrn unter beiderlei Gestalten, dem Leib und Blut Christi, zu empfangen. Diese Praxis der Kelchkommunion war in der frühen Kirche in jeder Eucharistiefeier üblich, ging aber im Laufe der Geschichte aus verschiedenen Gründen verloren. Durch den Kommunionempfang werden die Gläubigen hinein genommen in das Geheimnis des Glaubens. Der Sohn des lebendigen Gottes schenkt sich ganz in unsere Hände, und wir werden zum Leib Christi, der die Kirche ist. Für diese geschenkte Gnade danken wir im stillen persönlichen Gebet und im anschießenden Danklied.
Das Schlussgebet
Das Schlussgebet beschließt den eucharistischen Teil, der im engeren Sinn Eucharistiefeier genannt wird und seiner besonderen Bedeutung wegen der gesamten Heiligen Messe ihren Namen gab. In wenigen knappen Sätzen dankt der Priester stellvertretend für die ganze Gemeinde und bittet darum, dass die Praxis der hingebenden Liebe Jesu auch im Leben der Pfarrgemeinde Wirklichkeit wird. Denn nur wenn die Gläubigen das Brot mit denen teilen, denen das Brot zum Leben fehlt, erfüllen sie den Auftrag Jesu. Die soeben gefeierte innige Verbindung mit dem Herrn muss auch im alltäglichen Leben wirksam bleiben.
Der Segen
Segen geschieht immer im Namen des dreifaltigen Gottes, äußerlich unterstrichen durch die Segensgeste, das große Kreuzzeichen.
Die Entlassung
Der lateinische Ruf zur Entlassung „Ite, missa est“ heißt wörtlich übersetzt: „Gehet hin, es ist Sendung“ und meint, dass die Begegnung mit Gott in Wort und Sakrament in die Welt hinaus getragen werden soll. Eucharistiefeier verwandelt – nicht nur für die Dauer des Gottesdienstes, sondern auch fürs alltägliche Leben. Aus diesem Ruf zur Entlassung ist übrigens das deutsche Wort „Messe“ als Bezeichnung für die gesamte Eucharistiefeier entstanden.
Andere Gottesdienstformen
Hier werden weitere Gottesdienstformen vorgestellt wie Andachten, Bußgottedienste, Wort-Gottes-Feiern etc.
Wort-Gottes-Feier:
Das Zweite Vatikanische Konzil hat „Wort-Gottes-Feiern“ als eigenständige Gottesdienstformen empfohlen, zum Beispiel wenn kein Priester zur Feier der Heiligen Messe zur Verfügung steht. Früher nannte man die Wort-Gottes-Feier mancherorts „Wortgottesdienst“, was wegen der Namensgleichheit mit dem Verkündigungsteil der Eucharistiefeier fälschlicherweise oft zu der Annahme führte, es handele sich um eine unvollständige Messfeier und nicht um einen eigenständigen wertvollen Gottesdienst. Die Eucharistiefeier (Eröffnung, Wortgottesdienst, Eucharistiefeier und Entlassung) ist und bleibt natürlich Mitte und Zentrum der gottesdienstlichen Versammlung der Gemeinde. Wenn aber diese Hochform der Liturgie nicht möglich ist, ist es sinnvoll, dass die Gläubigen zu einer Wort-Gottes-Feier zusammenkommen, um Gottes befreiende und heilende Zuwendung zu uns Menschen zu feiern, denn Jesus Christus ist ja das Mensch geworden Wort Gottes.
Roratemesse:
Roratemessen sind Heilige Messen im Advent zu Ehren der Gottesmutter Maria, deren Bezeichnung sich vom ersten Wort des lateinischen Eröffnungsverses herleitet: „Rorate, coeli, desuper“ („Tauet, ihr Himmel, von oben! Ihr Wolken, regnet herab den Gerechten! Tu dich auf, o Erde, und sprosse den Heiland hervor!“) Mancherorts werden sie wegen des Evangeliums von der Verkündigung des Engels an Maria auch „Engelämter“ genannt. Roratemessen werden stets am frühen Morgen und meist bei Kerzenlicht (ohne elektrische Beleuchtung) gefeiert. So lässt sich das „aufstrahlende Licht aus der Höhe“ erahnen, das mit der Geburt Christi in die Welt kam und dessen Advent, d. h. Ankunft wir jedes Jahr aufs Neue in der Zeit vor Weihnachten freudig erwarten.
Bußgottesdienst:
Bußgottesdienste gehören mittlerweile in fast allen Pfarrgemeinden zum festen Bestandteil des gottesdienstlichen Lebens vor allem im Advent und in der Fastenzeit. Im gemeinsamen Nachdenken über den Sinn des Lebens, im gemeinsamen Bekennen menschlicher Unvollkommenheit, im gemeinsamen Stehen zu den eigenen Fehlern und Schwächen, im gemeinsamen Ausdruck der „Reue“ über unser Versagen, unsere Schuld, unsere Sünde und in der gemeinsamen Bitte um Vergebung treten wir als ganze Gemeinde vor Gott und erfahren dabei einen grundlegenden Bestandteil unseres christlichen Glaubens: Miteinander und Gemeinschaft; eine Gemeinschaft, in der einer für den anderen eintritt, in der einer mit und für den anderen betet, in der wir uns gegenseitig um Verzeihung bitten und einander vergeben. Diese Gemeinschaft in Christus wird in einem breiter entfalteten Ritus als beim Bußakt zu Beginn der Heiligen Messe spürbar. Gott schenkt Vergebung, wo Menschen um Verzeihung bitten, auch außerhalb der heiligen Beichte, die als „Hochform christlicher Versöhnung“ in diesem Sinn bei schweren Sünden „notwendig“ ist. Der Bußgottesdienst ist also kein Ersatz für das Sakrament, aber sicherlich eine gute Vorbereitung auf eine Beichte oder ein Beichtgespräch, zu dem jeder Priester jederzeit gern zur Verfügung steht.
Kreuzwegandacht:
Fester Bestandteil katholischer Volksfrömmigkeit in der Fastenzeit ist die Kreuzwegandacht, bei der der Leidensweg Jesu in 14 Stationen bildhaft dargestellt anhand der biblischen Zeugnisse (unter Hinzufügung der legendären Begegnung mit Veronika) betrachtet wird. Die bewusste und gläubige Vergegenwärtigung der Passion des Herrn eignet sich besonders zur inneren Vorbereitung auf das Erlösungsgeschehen am Osterfest.
Maiandacht:
Mai- oder Marienandachten sind bereits im Mittelalter fester Bestandteil katholischer Volksfrömmigkeit. Vermutlich sollten sie ursprünglich die überkommenen heidnischen Frühlingsfeiern verchristlichen. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert ist der Monat Mai (wie auch der Rosenkranzmonat Oktober) überall in besonderer Weise der Verehrung der Gottesmutter Maria geweiht.
Rosenkranz:
Der Rosenkranz ist eines der ältesten Betrachtungsgebete der Kirche. Durch die beständige Wiederholung der stets gleich klingenden Grundgebete unseres Glaubens (Glaubensbekenntnis, Vaterunser, Gegrüßet seist Du Maria, Ehre sei ...) verdichtet sich die konkrete Gebetszeit zu einer meditativen Atmosphäre des universalen Heilsgeschehens. Die unterschiedlichen „Gesätze“ der fünf verschiedenen Rosenkränze des deutschen Sprachgebrauchs wollen uns helfen, die einzelnen Glaubensgeheimnisse betend (mit dem Herzen) zu vertiefen. Der Rosenkranz eignet sich zum persönlichen Gebet – auch unterwegs – ebenso gut wie in Gemeinschaft.
Erläuterungen zu Festen und Bräuchen im Kirchenjahr
Die Adventszeit
Advent bedeutet Ankunft und bezeichnet die Wochen, in denen die Kirche Jahr für Jahr auf das Kommen des göttlichen Heilands, des Messias (= „Gesalbter“) wartet. Daher beginnt ein neues Kirchenjahr stets mit dem ersten Adventssonntag, das ist der Sonntag, der dem Fest des heiligen Apostels Andreas (30. November) am nächsten liegt. Advent ist heutzutage keine Fasten- oder Bußzeit mehr, sondern eine Zeit der frohen Erwartung. Die liturgische Farbe violett als Farbe der Buße ist daher eher unpassend und stammt aus einer Zeit, in der früher vom Fest des heiligen Martin an (11. November) sechs Wochen lang zur Vorbereitung auf das Hochfest der Geburt des Herrn gefastet und kein Fleisch gegessen wurde, also zwischen Martinsgans und Mettenwürsten.
Der Adventskranz
Der Adventskranz verweist uns auf den doppelten Sinn des Advents. Der Kranz, wie übrigens auch die Kränze an den Gräbern, ist Zeichen der Ewigkeit: Wir warten in der Zeit des Advents ganz bewusst auf den am Ende der Zeiten wiederkommenden Herrn. Die vier Kerzen symbolisieren das Warten auf das Weihnachtsfest: Wir feiern die Geburt, d. h. die Ankunft unseres Herrn und Gottes Jesus Christus vor rund 2000 Jahren. Am 1. Adventssonntag werden beim Gottesdienst die Adventskränze der Gläubigen gesegnet.
Die Krippe
Der Ursprung der Krippen liegt in den geistlichen Schauspielen, die im 10. und 11. Jahrhundert in England und im französischen und deutschen Sprachraum aufgeführt wurden. Als Vorläufer unserer Weihnachtskrippen kann der mittelalterliche Brauch des „Kindleinwiegens“ der Klosterfrauen angesehen werden, die dazu eine hölzerne Christkindfigur verwendeten. Seit dem 17. Jahrhundert sind die Krippen volkstümlich geworden. Das Basteln von Krippen, das Schnitzen und Ausstatten der Figuren und der Aufbau einer entsprechenden Krippenlandschaft hat gerade in der Adventszeit seinen guten Platz. Man bereitet sich gleichsam spielend auf das Weihnachtsfest vor.
Der Christbaum
Der zu Weihnachten fast überall in der christlichen Welt mit Lichtern besetzte und geschmückte Nadelbaum wurde erst im 19. Jahrhundert allgemein üblich, geht aber wohl auf den heidnischen Brauch zurück, in den so genannten „Rauhnächten“ (vom 25. Dezember bis zum 6. Januar), in denen man die Umtriebe böser Geister fürchtete, als Abwehrmittel grüne Zweige in den Häusern aufzuhängen und Kerzen anzuzünden. Bei uns ist der Christbaum ein Symbol Christi, des „wahren Lebensbaumes“. Die Lichter und Strohsterne symbolisieren das in Bethlehem geborene „Licht der Welt“. Die häufig als Schmuck verwendeten Äpfel (oder auch Christbaumkugeln) stellen einen symbolischen Bezug zum paradiesischen „Apfel der Erkenntnis“ und damit zur Erbsünde her, die durch Christi Erlösungstat aufgehoben wurde, so dass der Menschheit die Rückkehr ins Paradies - symbolisiert durch den Christbaum - wieder offen steht.
Der Jahreskreis
Das Fest „Taufe des Herrn“ bildet den Abschluss des Weihnachtsfestkreises und markiert zugleich den Beginn der „Zeit im Jahreskreis“. In den folgenden Wochen bis zur Fastenzeit ist werktags wie sonntags grün die Farbe des Messgewandes und der Zingula (Gürtel über der Kutte) der Ministranten (außer an Festtagen). Vor der Liturgiereform ging die Weihnachtszeit bis zum 2. Februar, dem Fest der „Darstellung der Herrn“. Die damals übliche Bezeichnung „Mariä Reinigung“ erinnert an den jüdischen Brauch, 40 Tage nach der Geburt eines Sohnes im Tempel das so genannte „Reinigungsopfer“ darzubringen. Die Texte der Heiligen Messe am 40. Tag nach Weihnachten künden uns heute noch von der denkwürdigen Begegnung der jungen Eltern mit den beiden frommen Senioren Hanna und Simeon.
Darstellung des Herrn
Nach altem Brauch werden am Fest der Darstellung des Herrn die Kerzen geweiht, die im Laufe des Jahres zur Ehre Gottes entzündet werden. Daher stammt der früher oft verwendete Name „Mariä Lichtmess“ für den 2. Februar.
Der Blasiussegen
Der Märtyrerbischof Blasius von Sebaste wird als einer der Nothelfer angerufen und verehrt. An seinem Gedenktag, dem 3. Februar, wurden früher Kerzen geopfert und dann an den Hals gehalten zum Schutz vor Halskrankheiten. Daraus hat sich der Brauch des Blasiussegens entwickelt: Mit zwei gekreuzten brennenden Kerzen vor dem Gesicht wird uns auf die Fürsprache des heiligen Blasius der Segen zugesprochen. Damit stellen wir uns unter den Schutz des dreifaltigen Gottes und bitten ihn um Bewahrung vor Krankheiten und allem Bösen.
Das Aschenkreuz
Asche ist nach der biblischen Vorstellungswelt Zeichen menschlicher Gebrechlichkeit und des Todes, außerdem Zeichen der Trauer und Buße. Nach alter Denkweise enthält Asche als Produkt eines Verbrennungsvorgangs die reinigende und läuternde Kraft des Feuers und ist somit auch Zeichen der Umkehr.
Am Aschermittwoch wird Asche von verbrannten Palmbuschen gesegnet und „auf das Haupt gelegt“: Wir empfangen ein Aschenkreuz auf die Stirn, das uns an unsere menschliche Sterblichkeit erinnert, aber zugleich Zeichen Christi des Erlösers ist, der in seinem Sterben den Tod besiegt hat.
Das Aschenkreuz mahnt uns auch, „die vierzig Tage der Buße in rechter Gesinnung zu begehen“, wie es im Gebet zur Segnung der Asche heißt.
Die Fastenzeit
Gesang und Orgelspiel sind nicht nur schmückendes Beiwerk zum Gottesdienst, sondern Bestandteil der Liturgie selbst. Darum ist es nicht gleichgültig, welche Lieder an welcher Stelle gesungen werden. Die Fastenzeit ist durch sehr einfache Lieder geprägt, die in den ersten Wochen vor allem den Bußcharakter dieser Zeit betonen, später dann auch das Leiden des Herrn (Passionslieder). Die Lieder werden nur leise von der Orgel begleitet, ein festliches Orgelspiel zum Ein- und Auszug, sowie zum Kommunionempfang entfällt. Außerdem wird während der Fastenzeit kein Halleluja vor dem Evangelium gesungen, sondern ein Christus-Ruf, und es entfällt das Gloria. Stille soll bei der Eucharistiefeier einen möglichst breiten Raum einnehmen.
Die Heilige Woche
In der heiligen Beichte bereiten wir unser Herz auf die Feier der Erlösung vor, indem wir unser Versagen und unsere Schuld bekennen und im Sakrament der Versöhnung Vergebung, d. h. Gottes Barmherzigkeit und Liebe erfahren und mit neuer Zuversicht beschenkt werden.
Mittwoch:
Chrisammesse im Münchener Liebfrauendom mit Weihe der heiligen Öle, die im Laufe des kommenden Jahres bei jeder Taufe, Firmung, Priesterweihe, Krankensalbung und Altarweihe in unserer Erzdiözese verwendet werden.
Gründonnerstag:
Wir gedenken des Letzten Abendmahles Jesu mit seinen Jüngern. Hier nimmt das Zeichen der Eucharistie seinen Anfang.
Karfreitag:
Liturgie des Leidens und Sterbens Jesu am Kreuz. Wir feiern, dass Gottes Liebe über Tod und Grab hinaus bleibt.
Ostern:
Wir feiern die Auferstehung Jesu Christi. ER lebt, und ER hat uns allen, seinen Jüngerinnen und Jüngern, versprochen, uns auch in ein Leben zu führen, in dem es keinen Tod mehr gibt. Nach altem Brauch werden die während der Fastenzeit lang entbehrten Speisen gesegnet: Fleisch, Käse und Eier, Brot und natürlich die Osterlämmchen.
Der Wettersegen
Leben und Glauben der Menschen gehören zusammen. Daher wundert es nicht, dass nach alter Tradition am Ende der sonntäglichen Eucharistiefeier vom Fest des heiligen Markus bis Erntedank der Wettersegen gespendet wird; ursprünglich freilich nur bei drohendem Gewitter. Die Bitte um „gedeihliches Wetter“ ist auch heute noch lebensnotwendig. Und die Bitte, Gott möge „Blitz, Hagel und jedes Unheil“ von uns fernhalten, können auch städtisch geprägte Menschen nachvollziehen.
Die Kräutersegnung
Wir entdecken die Bedeutung unserer Kräuter neu und schätzen ihre Heilkraft. Wir staunen, in welcher Fülle uns ihre Lebenskraft geschenkt wird. Die unterschiedlichsten Düfte, Formen und Farben können zu einem Zeichen des Lebens in Fülle werden.
Der Erntedank
Am ersten Sonntag im Oktober feiern wir traditionellerweise Erntedank. Die Segnung der Erntegaben löst den vielerorts üblichen Wettersegen ab und bedeutet dreierlei: den Dank für das, was uns das Jahr hindurch an Nahrung und allem anderen Lebensnotwendigen von Gott geschenkt wurde; die Aufforderung, an hungernde und Not leidende Menschen zu denken und für sie mit zu sorgen; die Erinnerung, dass jedes irdische Mahl zeichenhaft auf das eucharistische Mahl und damit auf das ewige Gastmahl im Reich Gottes hinweist. Die Gaben der Erntedankaltäre geben wir deshalb an die Germeringer Tafel.
Die Kirchweihe
Das Hochfest der Kirchweihe erinnert an den Tag der Weihe der eigenen Kirche durch den Bischof und war früher das Hauptfest im Bauernjahr. Weithin sichtbar ist die weißrote Fahne, die nach einem der möglichen Evangelien des Kirchweihtags im Volksmund „Zachäus“ genannt wird. Diese Kirchweihfahne war einst der Aufruf zum gebotenen Landfrieden. Solange sie wehte, durfte nach bayerischem Landrecht von 1553 keine Fehde mehr ausgetragen werden.
Der Christkönigssonntag
1925 führte Papst Pius XI. aus Anlass der 1600-Jahr-Feier des Konzils von Nizäa ein Christkönigsfest ein, das den Gedanken der Königsherrschaft Christi in den Mittelpunkt stellt. Als „Christkönigssonntag“ wird dieses Hochfest im deutschen Sprachraum am letzten Sonntag im kirchlichen Jahreskreis begangen, womit sich auch ein gewisser Bezug zum so genannten Ewigkeitssonntag evangelischer Christen ergibt.
Allerheiligen und Allerseelen
Wenn das Kirchenjahr zu Ende geht, die Bäume ihre Blätter verlieren und die Tage kürzer werden, feiert die Kirche Allerheiligen und Allerseelen. An beiden Tagen denken wir im Gebet an Menschen, die einmal unter uns gelebt haben. Allerheiligen erinnert uns an Menschen, die als Heilige im Licht Gottes leben, von allem Leid und Tod befreit. Allerseelen konfrontiert uns direkt mit dem Tod von Menschen, denen wir persönlich verbunden waren und die wir schmerzlich vermissen. Allerheiligen und Allerseelen scheinen zwei unterschiedliche Tage des Kirchenjahres zu sein, und doch gehören sie innerlich zusammen. Beide Tage fordern uns heraus, dass wir uns dem Sterben, letztlich unserem eigenen Tod stellen und ihn als Weg in das ewige Licht Gottes hinein begreifen lernen. Unser Leben ist kein blinder Zufall und endet nicht im Nichts. Es wird einmal vollendet werden in Gottes großer Herrlichkeit, in die uns schon all diejenigen vorausgegangen sind, denen wir hier auf Erden im Gebet verbunden bleiben: den allen bekannten großen Heiligen der Kirche ebenso wie den nur uns persönlich bekannten kleinen Heiligen des Alltags.
Der Friedhofsbesuch
Gehen Sie einmal wieder auf den Friedhof. Er hat Ihnen vieles zu sagen. Vielleicht werden Sie sich wundern: Es muss kein trauriger Ort sein, es kann ein Ort der stillen Hoffnung sein. Die dort liegen, leben. Der Tod hat ihnen nichts anhaben können. Unsere Verstorbenen sind in Gottes gute Hände gefallen, für sie ist nun alles gut. Blumen, Kreuze und Kerzenlicht sprechen von unserem Glauben an einen Gott, der das Leben lieb hat.